Gefährliche Atemaussetzer in der Nacht, das sogenannte Obstruktive Schlafapnoe-Syndrom, können beträchtliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Ein erhöhtes Herzinfarktrisiko und eine deutliche verringerte Lebenserwartung sind neben einer belastenden Tagesmüdigkeit, Kopfschmerzen und schlechter Laune nur einige der möglichen Folgen. In Deutschland leidet fast jeder Dritte an der teilweise massiv ausgeprägten Krankheit. Die gute Nachricht: Atemaussetzer in der Nacht können vollständig therapiert werden. Eine Schnarchschiene, oder auch Protrusionsschiene genannt, ist eine effektive Therapiemöglichkeit. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um das Thema..
Eine Schnarchschiene kann eine effektive Therapiemöglichkeit von Schnarchen sein. Bildquelle: S•MED Schlaflabor
Inhaltsverzeichnis
Schnarchschiene: Das Wichtigste in Kürze
- Eine Schnarchschiene ist eine effektive Therapievariante gegen Schnarchen.
- Sie wird auch als Unterkieferprotrusionsschiene, Anti-Schnarch-Schiene, Intraorale Schiene oder nur Protrusionsschiene bezeichnet – alle Begriffe sind Synonyme.
- Durch eine leichte Vorverlagerung des Unterkiefers werden die aufgrund von Muskelerschlaffung und einem zurückfallenden Gaumensegel verengten oberen Atemwege befreit.
- Schnarchschienen helfen in rund 90 Prozent der Fälle.
- Schnarchschienen werden schmerzlos angepasst, nur in der Nacht getragen und behindern nicht die Atmung.
- Die Kosten für eine Schnarchschiene werden nur ausnahmsweise und nur nach einer kompletten Diagnostik von den Krankenkassen übernommen.
Was ist eine Schnarchschiene?
Eine sehr effektive Therapie von nächtlichen Engstellen im Schlund (Pharynx) sind die intraoralen, also zahngetragenen Schienen. Bei den Protrusionsschienen existieren verschiedene Typen, die jeweils auf die individuelle Situation des Patienten angepasst werden können. Nach einer entsprechenden Diagnostik und gezielten Indikationsstellung liegt die Erfolgsrate der intraoralen Schienen bei über 90 Prozent. Eine eventuelle Mundatmung wird bei den meisten Schienen nicht beeinträchtigt. Zähne und Kiefer müssen allerdings für derartige Schienen geeignet sein, ebenso wie die Art und Schwere der obstruktiven Schlafapnoe.
Durch die Protrusionsschienen können viele der häufigsten nächtlichen Engstellen direkt oder mittelbar erweitert werden. Vor der Anpassung einer Schiene ist aber eine genaue Diagnostik durch eine Schlafendoskopie mit der entsprechenden Therapiesimulation sinnvoll, damit nicht versehentlich an der falschen Struktur behandelt wird, denn Schnarchen und Apnoen können durch sehr verschiedene Ursachen und Strukturen bedingt sein. Speziell bei Patienten, die unter nächtlichen Atemaussetzern leiden, liefert die Schlafendoskopie im S•MED Schlaflabor Recklinghausen eindrucksvolle Ergebnisse, die eine schnelle, effektive und zielgerichtete Therapie ermöglichen.
Die Anpassung der Schiene geschieht individuell und schrittweise. Zunächst muss die Schiene – wie jede andere Schiene oder Prothese auch – individuell an die vorhandenen Zähne oder dem Kieferkamm angepasst werden, damit sie überhaupt druck- und schmerzfrei und natürlich trotzdem ausreichend fest sitzt. Nach eine gewissen Gewöhnungsphase ist dann das Ausmaß der Vorverlagerung schrittweise von dem Schlafmediziner einzustellen. Dazu sind sowohl Kenntnisse in der Zahnmedizin, Muskel- und Kiefergelenksphysiologie und in der Schlafmedizin erforderlich. Nach der abschließenden Einstellung nach klinischen Kriterien ist dann eine nächtliche Kontrolle, mindestens als ambulante Polygraphie oder genauer noch als Polysomnographie im Schlaflabor erforderlich.
Wie funktioniert eine Schnarchschiene?
Die Schnarchschiene wird einfach vor dem Schlafengehen eingesetzt. Der Unterkiefer wird durch die entweder ein- oder zweiteilige Zahnschiene für Ober- und Unterkiefer Schnarchschiene sanft nach vorne geschoben. Mit dem Unterkiefer sind die Mundboden- und Zungenmuskeln verbunden, so dass diese ebenfalls nach vorn verlagert werden und wieder mehr Platz für den Luftstrom bieten. Mittelbar wird durch die Schnarchschiene auch das Zäpfchen weiter nach vorn verlagert und aus dem zu engen Luftkanal im Schlund gezogen. So werden die Atemwege im Schlundbereich geweitet, was dafür sorgt, dass der Luftstrom langsamer und die Vibrationen der Schleimhäute, also das Schnarchen, geringer werden.
Woraus besteht eine Schnarchschiene und welche Modelle gibt es?
- Unterkieferprotrusionsschiene
Zahnmediziner bezeichnen den Vorschub des Unterkiefers als „Protrusion“, daher der Begriff Protrusionsschiene. Sie bestehen aus medizinisch zugelassenem Kunststoff und werden in der Zahnmedizin nicht nur zur Schnarchtherapie angewendet, sondern in ähnlicher Form auch zur Behandlung bestimmter Kiefergelenkserkrankungen. Protrusionsschienen werden entsprechend so fest angepasst, dass sie die Spannung des Unterkiefers dauerhaft halten können. Die Schnarchschiene wird dafür an den Zahnreihen des Ober- und Unterkiefers befestigt. Da Unterkieferprotrusionsschienen eine hohe Erfolgsquote besitzen und von der überwiegenden Anzahl der Patienten hervorragend angenommen werden, sind sie ein probates Mittel gegen das Schnarchen und werden ebenso von zahlreichen Herstellern fabriziert.Preiswerte Schnarchschienen werden direkt im Mund des Patienten angepasst. Der thermoplastische Kunststoff wird auf Temperaturen um 60°C erwärmt. Dadurch lässt er sich plastisch verformen. Er wird dann im Mund den Zähnen angedrückt. Wenn er sich nach kurzer Zeit auf die Körpertemperatur abkühlt hat, wird er fest und kann anschließend außerhalb des Mundes nachbearbeitet werden. Ihr Vorteil ist neben dem geringen Preis die schnelle Anpassung innerhalb von einigen Minuten. Sie können als Test oder für eine kürzere Zeit (einige Monate) getragen werden. Ihr Material ist aber für einen längerfristigen Einsatz nicht gut geeignet, so dass sie in gewissen Abständen neu angepasst werden müssen. Ein weiterer Nachteile besteht darin, dass ihr Vorschub entweder gar nicht oder nur in relativ großen Schritten von einigen Millimetern eingestellt werden können, was für die Unterkieferpositionierung große Dimensionen sind.Ganz besonders vorsichtig muss man bei diesen Schienen auch hinsichtlich der Belastung des Kiefergelenks sein. Typscherweise fixieren sie den Unterkiefer in einer bestimmten Position. Der Unterkiefer bewegt sich aber auch im Schlaf, was sowohl für die Kaumuskulatur als auch für das Kiefergelenk wichtig ist. Dieses normale Bewegungsspiel wird durch solche Schienen aufgehoben. Außerdem wird die Position nicht nach einer Analyse des Kauapparates (gnathologisch) eingestellt, so dass es zu unphysiologischen und unter Umständen gefährlichen Druckbelastungen im Kiefergelenk kommen kann.
Etwas aufwändiger und damit auch teurer sind Protrusionsschienen, die im Labor vorbereitet werden. Zunächst werden von einem Zahnarzt Ober- und Unterkieferabdrücke genommen. Diese werden dann im Labor mit Gips ausgegossen und damit Zahnmodelle erstellt. Auf diese Modelle werden Zahnschienen im Tiefziehverfahren individuell passgenau hergestellt. Diese werden beidseits durch Schiebegelenke miteinander verbunden. Der Schlafmediziner stellt Geschiebe dann in zwei bis drei Sitzungen so ein, dass der Atemweg im Schlund ausreichend weit ist. Diese Schiene können dann über viele Jahre ihre Dienste leisten.
- Schnarch-Mundstück
Ein Schnarch-Mundstück, auch Mundvorhofplatte genannt, setzt anders als die Unterkieferprotrusionsschiene an. Ein Schnarch-Mundstück verhindert die Mundatmung und dadurch das Mundschnarchen. Dadurch wird das weiche Gewebe im hinteren Mund und Rachenraum nicht in Vibrationen gesetzt. Zwar erinnert das Schnarch-Mundstück etwas an einen Mundschutz, wie Boxer ihn tragen, und wird auch so eingesetzt, es ist aber viel feiner verarbeitet und bietet einen hohen Tragekomfort. Der Unterkiefer bleibt völlig frei beweglich.Durch die verhinderte Mundatmung im Schlaf und die einsetzende natürliche und gesündere Nasenatmung wird nicht nur das Mundschnarchen verhindert, auch das Risiko für Karies, ausgetrocknete Schleimhäute oder Mundgeruch sinkt deutlich. Ist die Nasenatmung allerdings durch anatomische Gegebenheiten oder auch nur einen einfachen Schnupfen verhindert, kann das Schnarch-Mundstück nicht verwendet werden. - Schnarchspange
Die Anti-Schnarchspange wird über die Mundöffnung in den Gaumen geschoben und setzt dadurch den Gaumenbogen unter eine leichte Spannung. Sie wird ebenfalls gegen Mundschnarchen oder gegen das sogenannte retrovelare Schnarchen (lageunabhängige Schnarchen mit geschlossenem Mund, eingesetzt. Ihr Tragekomfort ist allerdings nicht so hoch wie bei einer Unterkieferprotrusionsschiene oder einem Schnarch-Mundstück, weswegen die Schnarchspange nicht besonders häufig angewendet wird.
Was kostet eine Schnarchschiene?
Die Kosten für eine Schnarchschiene einschließlich deren Anpassung variieren von Modell zu Modell und liegen in einem Bereich von 200 € bis 1.000 €. Die Kosten dafür werden nur selten von den Krankenkassen übernommen, und dies auch nur nach einer umfassenden Schlafdiagnostik und Anpassung durch einen Zahnmediziner wie bei uns im S•MED Schlaflabor.
Welche positiven Nebenwirkungen hat eine Schnarchschiene?
Eine Schnarchschiene dient vor allem zur Vermeidung des Schnarchens. Allerdings besitzt sie ein paar positive Nebenwirkungen. So wird beispielsweise das Zähneknirschen (Bruxismus) verhindert. Auch kann eine Schnarchschiene unterstützend bei einer bereits laufenden CPAP-Therapie gegen das Obstruktive Schlafapnoe-Syndrom wirken, indem die Atemwege einfacher freigehalten werden.
Gibt es Nebenwirkungen oder Nachteile bei einer Schnarchschiene?
Da das Tragen einer Schnarchschiene für die meisten Menschen ungewohnt ist, treten anfangs gelegentlich leichte Nebenwirkungen auf. Dazu zählen:
- Muskelschmerzen im Kiefer
- Fremdkörpergefühl
- Trockener Mund
- Vermehrter Speichelfluss
Die Gewöhnungszeit für die Schnarchschniene liegt aber bei maximal drei bis vier Wochen. Spätestens jetzt sollten alle Unannehmlichkeiten verschwunden sein. In wenigen Fällen ist ansonsten eine kurze Nachjustierung der Schnarchschiene oder ein Modellwechsel angebracht. Da die Erfolgsquote für vermindertes oder vollständig verhindertes Schnarchen bei über 90 Prozent liegt, und die Schnarchschiene auch als Dauerlösung geeignet ist, lohnt es sich, die Gewöhnungszeit in Kauf zu nehmen. Eine regelmäßige Verwendung der Schnarchschiene ist allerdings von Nöten, da sie nicht die Ursache des Schnarchens verhindert. Tragen Sie die Schiene nicht, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch das Schnarchen zurückkommen.
Wer passt eine Schnarchschiene an?
Die individuell angefertigte Schienen – oft auch als “Zahnarztschienen” bezeichnet – werden nicht vom Patienten selbst, sondern vom Zahnarzt individuell angepasst. Dafür nimmt der Arzt einen Abdruck der Zähne und lässt daraus einen Gipsabdruck erstellen. Damit wird dann die passende Protrusionsschiene gefertigt. Wenn der Zahnarzt nicht selber auch Schlafmediziner ist sollte die Einstellung des Vorschubs von einem versierten Schlafmediziner in enger Kooperation mit dem Zahnarzt erfolgen.
Wir im S•MED Schlaflabor Recklinghausen haben beides: Prof. Dr.med. Dr.med.dent. Dr.hc Siegert ist sowohl Zahnarzt als auch Schlafmediziner. Wir können Ihnen daher sowohl die umfassende Schlafdiagnostik als auch vielfältige Therapiemöglichkeiten, und selbstverständlich auch die Behandlung mit Protrusionsschienen anbieten.
Im S•MED Schlaflabor Recklinghausen in der Hohenzollernstraße 5 in 45659 Recklinghausen begrüßen wir Sie daher herzlich auf dem Weg zu einer verbesserten Lebensqualität für Sie und Ihre/n Partner/in. Denn nichts fühlt sich besser an als:
Nachts gut schlafen, tagsüber fit.
Autor: Prof. Dr.med. Dr.med.dent. Dr.h.c. Ralf Siegert
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